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CO2-Ausstoß sagt nächste Rezession voraus

Wellenreiter-Kolumne vom 09. März 2018

Volkswirte versuchen, Rezessionen vorherzusagen. Es gelingt in den seltensten Fällen. Große Analysehäuser verfügen über ein selbst komponiertes Mengengerüst. Beispiel: Wenn 15 von 20 Indikatoren Grenzwerte überschritten haben, beträgt die Rezessionswahrscheinlichkeit 90 Prozent.

Zum Allgemeinwissen gehört, dass der CO2-Ausstoß in Zeiten globalen Wachstums höher ist als in Zeiten einer wirtschaftlichen Flaute. Die Fabriken laufen bei guter Konjunktur unter Volldampf, entsprechend steigen die Messwerte.

Wir schauen uns nachfolgend die CO2-Wachstumsrate und die US-Rezessionen im Zeitablauf an. Die US-Rezessionen sind auf dem Chart grau schattiert.

 

 

Die roten Pfeile bezeichnen Hochpunkte der CO2-Wachstumsrate, gemessen auf dem Berg Mauna Loa, Hawaii. Betrachtet man die zeitliche Differenz zwischen dem Hochpunkt und der folgenden Rezession, so erhält man eine überraschend gleichförmige Auswertung. Im Durchschnitt liegen zwischen dem Peak der CO2-Wachstumsrate und dem Beginn einer Rezession 2 Jahre und 5 Monate. Die Zeitdifferenz schwankt zwischen 2 ¼ und 2 ½ Jahren.
 

CO2-Peak

Rezession

   

Okt. 77

Jan. 80

2 Jahre, 3 Monate

Feb. 88

Jul. 90

2 Jahre, 5 Monate

Sep. 98

Mrz. 01

2 Jahre, 6 Monate

Jul. 05

Dez. 07

2 Jahre, 5 Monate

Apr. 16

Sep. 18

2 Jahre, 5 Monate

Quelle: Wellenreiter-Invest

 

Legt man den Mittelwert von 2 Jahren und 5 Monaten an, so würde die nächste US-Rezession im September 2018 beginnen.

Das kann Zufall sein. Nichts ist in Stein gemeißelt, auch dies ist nur ein Indikator. Geht man weiter in die Geschichte zurück, so lassen sich auch andere Zeitabstände finden. Auf der anderen Seite klingt ein Vorlauf von knapp zweieinhalb Jahren plausibel, wenn man sich vorstellt, dass die wirtschaftliche Dynamik Zeit zum Abkühlen haben muss, bevor sich eine Rezession ergibt. Wir behaupten nicht, dass der CO2-Indikator auf den Punkt treffen muss. Wir stellen lediglich fest, dass in den vergangenen 50 Jahren der Zeitraum zwischen CO2-Peak und US-Rezession stets ähnlich war.

Ein anderer guter Rezessionsindikator, die Auflösung der Differenz zwischen 2jährigen und 10jährigen US-Renditen, bewegt sich zwar in die „richtige“ Richtung, scheint aber noch nicht so weit, eine inverse Zinsstruktur und damit eine US-Rezession anzuzeigen.

Weil wir gerade beim Thema sind. Wie entwickelt sich der globale CO2-Gehalt? Der Wert steigt seit Messbeginn an. Der saisonbereinigte Wert liegt derzeit bei 407,6 ppm (parts per million, folgender Chart).

 

 

Regelmäßige saisonale Schwankungen treten auf, weil im Winter auf der Nordhalbkugel geheizt wird. Im Sommer sind die Bäume in der Lage, einen Teil des CO2 zu verarbeiten.

Blicken wir nochmals auf die CO2-Wachstumsrate, diesmal ohne schattierte Rezessionen.

 

Wir beobachten einen Anstieg der Wachstumsrate, wenn auch unter Schwankungen.

Würde sich die CO2-Wachstumsrate für längere Zeit im Bereich zwischen 0,2 und 0,4 Prozent aufhalten, könnte dies als ein erster Ansatzpunkt für eine generelle, große Trendumkehr vom Industrie- in eine postindustrielles Zeitalter gedeutet werden. Eine solche Entwicklung wäre wünschenswert, ist aber bisher nicht absehbar. Sie käme – wenn überhaupt - auf leisen Sohlen und unter Nutzung größerer Zeiträume.

Fazit: Seit dem letzten CO2-Peak im April 2016 sind fast zwei Jahre vergangen. Der September 2018 wäre prädestiniert für einen Rezessionsbeginn, vorausgesetzt, der Usus der letzten 50 Jahre setzt sich fort. Klar ist, dass die nächste US-Rezession für eine vorübergehende Verringerung des CO2-Wachstums sorgen wird.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest

 


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