13. September 2008
Euro-Comeback jetzt
Die Währungswelt gerät aus den Fugen. Der
Rubel rutscht, als gäbe es kein Morgen. Das britische Pfund gibt innerhalb
von sechs Wochen die Gewinne aus zwei Jahren gegenüber dem US-Dollar ab.
Der Euro/Yen fällt innerhalb von vier Wochen um 11 Prozent, was in diesem
Währungspaar eine große Bewegung darstellt.
Auslöser all dieser Bewegungen war eine
scharfe Aufwärtsreaktion des US-Dollar-Index, welche die Rohstoffe in
einen tiefen Abwärtssog geraten ließ. Die Frage stellt sich, ob der
US-Dollar seinen strammen Ritt nach oben tatsächlich fortsetzen kann.

Abgebildet ist der Verlauf US-Dollar-Index seit 1986. Man erkennt, dass
die 80-Punkte-Marke (rot) bis ins Jahr 2007 hinein als
Langfristunterstützung nicht unterboten werden konnte. Der Bruch der Linie
erfolgte fast genau vor einem Jahr (7. September 2007).
Heute
befindet sich der US-Dollar-Index wieder an dieser Marke. Die Frage stellt
sich, ob die 80-Punkte-Marke einfach so überwunden werden kann oder ob die
Marke einen Widerstand darstellt, an dem der US-Dollar zunächst abprallen
wird.
Zur
Beantwortung dieser Frage sollten wir uns zwei weitere Charts ansehen. Der
erste Chart zeigt die Leitzinsveränderungen in Europa und den USA seit
1960.

Auch
wenn die Parallelität offensichtlich ist, so kann man als Erfahrungswert
feststellen, dass die Leitzinsveränderungen von den USA ausgehen. In
Europa erfolgt die Umsetzung mit einiger Verzögerung. Die Lokomotive im
positiven wie im negativen Sinn waren in der Vergangenheit die USA. Und so
dürfte es auch jetzt wieder sein. Während die USA den Leitzins seit 2007
von 5 auf 2 Prozent gesenkt haben, gibt es in Europa noch keinen Ansatz
für eine Zinssenkung. Historisch betrachtet müssten die Europäer aber
folgen. Und damit müsste sich die Zinsspanne zwischen Euroland und den USA
verkleinern, was die relative Attraktivität des US-Dollars gegenüber dem
Euro erhöhen würde.
Diese
Überlegungen beflügelten den Anstieg des US-Dollars und - damit
einhergehend - die seit Juli an den Währungs- und Rohstoffmärkten
anhaltenden Turbulenzen. Wenn der Anstieg des US-Dollar eine Wette auf die
Verringerung des Spreads zwischen den Euro-land- und US-Leitzinsen war,
muss sich dieser Spread dann nicht auch manifestieren, wenn die Rallye
nachhaltig sein soll? Eine Zinssenkung in Euroland und eine Zinserhö-hung
in den USA war noch bis vor kurzem das favorisierte Szenario. Mittlerweile
zeigen die Fed Funds Futures an, dass in den USA das Thema Leitzinssenkung
wieder auf den Tisch kommt. Sollte Europa den Leitzins da belassen, wo er
jetzt ist, während die US-Amerikaner ihren Leitzins nochmals senken
würden, würde sich das Zinsverhältnis zu Gunsten des Euro verändern. Dies
hätte zur Folge, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro Probleme bekommen
würde, seine Aufwärtsbewegung beizubehalten.
Dies
umso mehr, als dass der US-Dollar-Index saisonal betrachtet gerade in
Wahljahren um diese Zeit ein Hoch auszubilden pflegt (siehe Pfeil nächster
Chart).

Fazit:
Charttechnisch befindet sich der US-Dollar-Index an einem ganz wichtigen
Wider-stand. Saisonal pflegt der US-Dollar-Index in Wahljahren um diese
Zeit nachzulassen und psychologisch ergibt sich in der Einschätzung der
Zinsrelationen zwischen Europa und USA gerade eine wichtige Veränderung,
die zugunsten des Euro – und damit auch der Rohstoffe - wirken dürfte. In
unseren Tagesausgaben gehen wir auf diese Dynamiken intensiver ein.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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