Der Wellenreiter
                          Wirtschaftsthemen der Zeit

 

   

05. September 2009
Bauholz als Signalgeber für den US-Hausbaumarkt

Jahrzehnte lang fallende Zinsen zwangen den US-Hausbausektor von 1991 bis 2005/06 in eine Boomphase. Dem Platzen der Hausbaublase Ende 2005/ Anfang 2006 folgte etwa anderthalb Jahre später der Hochpunkt an den Aktienmärkten. Unter zyklischen Gesichtspunkten müsste man annehmen, dass der Hausbausektor in der konjunkturellen Erholung eine führende Rolle einnimmt. Das ist jedoch nicht der Fall. Wie der folgende Chart zeigt, hat die Ratio US-Hausbau-Index zum S&P 500 ihren Fall zwar stoppen können. Eine Erholungsbewegung konnte jedoch nicht eingeleitet werden.

 

 

In der Flut der Indikatoren, die man für den US-Hausbaumarkt heranziehen kann (Baugenehmigungen, Verkäufe neuer Häuser, Hausbauer Sentiment, Case/Shiller-Homeprice-Index etc.) sollte man einen Indikator nicht übersehen: Nämlich den Preis für Bauholz. Einfamilienhäuser werden in Nordamerika überwiegend aus Holz hergestellt. Deshalb ist der Preis für Bauholz („Lumber“) ein wichtiges Indiz für den Zustand des US-Hausbaumarktes. Beispielsweise toppte der Preis für Bauholz bereits im Jahr 2004 – also ein gutes Jahr, bevor die Hausbaublase platzte.

 

Zudem zeigt der Preischart für Bauholz, dass nach den Rezessionen von 1990/91 und 2001/02 - die Aktienmärkte markierten erst im Oktober 2002 ihr Tief – jeweils starke Preisbewegungen nach oben registriert wurden (rote Pfeile folgender Chart).

 

 

 

Diese Bewegungen waren derart stark, dass sich der Preis für Bauholz innerhalb von zwei Jahren jeweils mehr als verdoppeln konnte.

 

Das aktuelle Bauholz-Preistief datiert von Ende Januar 2009. Ungefähr dort dürfte sich – auch nach anderen Indikatoren - das Tief der laufenden Rezession befinden. Ginge es nach früheren Rezessionen, müsste sich der Bauholzpreis bis Anfang 2011 verdoppeln. Momentan hat Bauholz jedoch ein charttechnisches Problem. Bei etwa 200 US-Dollar (blaue Linie) verläuft ein langfristiger Widerstand, der sich aus den Tiefpunkten der Jahre 2001 und 2002 ergibt. An dieser Linie ist Bauholz im Juni/Juli gescheitert. Solange dieser Bereich nicht überwunden werden kann, lässt sich die Etablierung eines Aufwärtstrends nicht ableiten. Bezieht man in die Überlegungen ein, dass die Hausbau-Aktien bisher gegenüber dem S&P 500 keinerlei relative Stärke zeigen, so muss man die Führungskraft des Hausbausektors in der aktuellen Reflationsphase in Zweifel ziehen.

 

Da eine deutliche Erholung des US-Hausbausektors nach Aussagen der FED eine Voraussetzung für die Genesung der US-Wirtschaft darstellt - man denke an die vielen umlaufenden „faulen Papiere“, die nur in diesem Fall an Wert gewinnen würden -, muss nicht nur die Führungskraft des Hausbausektors, sondern auch die Nachhaltigkeit der bisherigen Reflationsbewegung in Frage gestellt werden.

 

Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen Frühausgabe.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest

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Robert Rethfeld
 

 

 

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