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Bullishe Ausrufezeichen in Zeiten des US-Handelskrieges
„April, April, der macht, was er will“ – der Spruch mit sprunghaftem Wetter als Übergang des Winters hin zum Frühling passt in diesem Jahr sehr gut zum Börsenwetter an den Kapitalmärkten. Nun ist es Donald Trump, der mit seinen sprunghaften Ansichten zu Zöllen und FED-Präsident Jerome Powell die Märkte sehr stark bewegt hat. Sein großer Einfluss auf die Märkte ergibt sich durch die Bedeutung der US-Volkswirtschaft auf die globale Wirtschaftsentwicklung. Die Anfälligkeit der Aktienmärkte ergab sich aber auch durch Schwächesignale, die bereits am Ende des Jahres 2024 in unserer Wochendkolumne „Stiehlt der Grinch mehr als die Weihnachtsrally?“ thematisiert wurden.
Die Überinvestierung in US-Aktien im Dezember 2024 und eine einseitig positive Sichtweise auf den „American Exceptionalism“ hatten die Erfahrungen aus der ersten Amtszeit Trumps, der 2018 seinen Handelsstreit mit China begann und für die Börse zu einer belastenden Phase bis Weihnachten 2018 wurde, in den Hintergrund treten lassen. Nicht die Einführung von Zöllen ist für die Investoren eine Überraschung, es war die Höhe der Zölle. Im Vorfeld des „Liberation Day“ lag die Erwartung der Investoren bei etwa zehnprozentigen Zollsätzen.
Da mittlerweile Donald Trump die Schlagzeilen täglich dominiert, blicken wir lieber unter die Motorhaube des Aktienmarktes, um einzuschätzen, ob die zuletzt geäußerten Befürchtungen vor einer Weltwirtschaftskrise (z.B. Ifo-Präsident Fuest, kommender Bundeskanzler Friedrich Merz) oder auch die Befürchtungen von US-Großbanken, die eine Rezession und einen Indexstand von 4.000 Punkten im S&P 500 nennen, momentan realistisch sind.
Im Sentiment gibt es sehr deutliche Anzeichen von großer Skepsis. Die Skepsis fällt am stärksten bei den Meinungsfragen aus. Bei AAII sind zum ersten Mal in der Geschichte 9 Wochen in Folge ein Anteil von mindestens 50 Prozent Bären zu beobachten. Bei Investors Intelligence liegt die Anzahl der Bullen mit 23,5 Prozent so niedrig wie zuletzt im November 2008. Seit dem Ende der Finanzkrise gab es nicht mehr einen solch niedrigen Optimismus der US-Börsenbriefschreiber.
Nicht ganz so skeptisch sind die Fondsmanager. Allerdings dominieren auch bei ihnen die Ängste vor einer Rezession, eine harte Landung st nunmehr das bevorzugte Szenario nach der monatlichen Fondsmanagerumfrage der Bank of America im April 2025. Im Dezember 2024 waren die Vermögensverwalter noch „All-In“ gegangen, die Übergewichtung von Aktien lag global auf dem höchsten Niveau seit Januar 2022 und notierte bei 49 Prozent. Ein besonderer Schwerpunkt ihrer Überinvestierung lag in den USA mit einer historisch einmaligen Übergewichtung insbesondere der „Glorreichen Sieben“-Aktien. Im April 2025 sind die Fondsmanager mit 17 Prozent in globalen Aktien untergewichtet. Dies stellt zwar keinen Extremwert wie in den Jahren 2009, 2020 oder 2022 dar, zeigt aber an, dass bereits massiv Risiken reduziert worden sind.
Die Rezessionssorgen sind bei den globalen Fondsmanagern zwar zum dominanten Szenario geworden, aber die Entwicklung der Hochzinsanleihen gegenüber Staatsanleihen bestätigt zum jetzigen Zeitpunkt diese Sorge nicht.
Der Spread fällt deutlich niedriger als in 2022 aus, von schweren Rezessionen in 2009 und 2020 ganz zu schweigen. Nehmen die Rezessionssorgen wieder ab, dann sind sie deutlich zu defensiv positioniert.
Die Anhänger eines Bärenmarktes haben zuletzt sehr starke Wirkungstreffer kassiert.
Ein Handelstag mit einem Aufwärtsvolumen von 98,6 Prozent (09.04.) indiziert ein wichtiges Preistief und führte in allen Fällen mittelfristig zu einer Aufwärtsbewegung.
In den letzten 45 Jahren gab es zuvor lediglich 5 Handelstage (17.08.1982, 23.03.2009, 10.06.2010, 28.11.2011, 20.12.2011) mit einem Aufwärtsvolumen von mindestens 97 Prozent an der NYSE. Mit 98,6 Prozent handelte es sich um das höchste gemessene Aufwärtsvolumen. Bei einem solch hohen Aufwärtsvolumen an der NYSE notierte der S&P 500 12 Monate später in allen Fällen höher. Der durchschnittliche Zugewinn lag bei 29 Prozent. Die Zugewinne schwankten in den einzelnen Fällen zwischen 15 und 50 Prozent.
Der Breadth Thrust nach Martin Zweig (Signal am 24.04.) ist der zweite starke Wirkungstreffer für die Bären, die damit stark angezählt sind.
Bei dem Zweig Breadth Thrust handelt es sich erst um das 18. Signal seit 1945. Das letzte Signal entstand am 03.11.2023 (4.358 Punkte) und führte bis zum 04.11.2024 zu einem Zugewinn von 31 Prozent. Alle bisherigen 17 Signale führten zu einer positiven Entwicklung über 12 Monate mit einem durchschnittlichen Zugewinn von über 23 Prozent.
Fazit: Donald Trumps Ansichten zu (zu hohen) Zollsätzen sind nicht positiv für die Entwicklung der Aktienmärkte und der globalen Konjunkturentwicklung. Ergebnisse über Handelsabkommen werden noch Zeit benötigen, so dass die Unsicherheit nicht schnell schwinden wird. Die statistische Seite der Marktentwicklungen bei Aktien ist auf Sicht von einem Jahr ein Bärenkiller. Die Statistik des US-Aktienmarktes spricht für neue Allzeithochs im S&P 500 auf Sicht von 6 bis 12 Monaten und damit eine Fortsetzung des Bullenmarktes.
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